Seltene Quittensorten

Informationen über Verfügbarkeit und Abholung bestimmter Quittensorten erhalten Sie unter: info@haus-der-quitte.de

Grundsätzliches zum Verständnis von Quittensorten


Quittengehölze gehören zu den ältesten Kulturpflanzen und die Einteilung in apfelförmige bzw. birnenförmige Varietäten bei ihrer Fruchtform ist schon seit 1000 Jahren bekannt. Trotz einer langen gartenbaulichen Entwicklungsgeschichte in verschiedenen Ländern gleichen Quitten dem Urtypus ihrer Wildform heute wesentlich stärker als durch Züchtung selektierte Baumobstarten wie Apfel oder Birne.

Demnach wäre die Quitte vielmehr als ein kultiviertes Wildgehölz zu bezeichnen, deren Sortenspektrum sich in erster Linie durch Unterschiede zwischen Größe und Form der Früchte kennzeichnet. Sortenspezifische Fruchtmerkmale, die sich so grundlegend voneinander unterscheiden würden wie wir es bei Süß- oder Sauerkirschen kennen, bei Most- oder Tafeläpfeln oder extrem unterschiedliche Reifezeitpunkte wie etwa bei Birnensorten oder Zwetschgen, gibt es bei Quitten nicht.

Sicherlich existieren neben den primären Sorteneigenschaften der Quitte, welche sich auf die Fruchtmorphologie fokussieren, auch Unterschiede im Hinblick auf Aromaintensität, Fruchtzuckerwert, Säure- und Pektingehalt. Doch diese sind in der Regel auf Nuancen beschränkt, von Standort sowie Witterung abhängig und damit nicht als eindeutige Unterscheidungskriterien verwendbar. Prägnantere Sortenunterschiede bei Quitten manifestieren sich oft in obstbaulich eher unrelevanten Aspekten, wie etwa die Farbe der Rinde, die Länge der Holzsprosse, Dicke und Behaarung der Blätter oder unikate Besonderheiten der Astvezweigung.

Auch die bei anderen Obstarten bekannte Klassifizierung in anfälligere oder krankheitsresistentere Sorten, kann bei Quitten nicht mit einer allgemeingültigen Kernaussage angewandt werden. Als „kultiviertes Wildgehölz“ ist die Quitte grundsätzlich sehr robust gegen Krankheitsbefall, mit Ausnahme von potentiell möglichen Infektionen durch das Feuerbrandbakterium, welches alle Quittensorten gleichermaßen befallen kann - einschließlich der im Baumschulhandel als „resistent“ beworbenen Sorten.

Ebenso fallen sortenabhängige Standortempfehlungen bei Quitten fast gänzlich weg. Sie beschränken sich lediglich auf ihre botanischen Verbreitungsmöglichkeit in Gebieten mit Wintertemperaturen von nicht mehr als minus 20 bis minus 28,5 C° und einer generellen Vermeidung von Quittengehölz-Pflanzungen auf staunassen Böden.

Das Fränkische Quittenprojekt hat sich den Erhalt von Fränkischen Landsorten der Quitte zum Ziel gesetzt und fördert deren Wiederverbreitung über das Haus der Quitte. Der Schwerpunkt liegt hier insbesondere auf der Bewahrung besonders gefährdeter Raritäten. Die Beschreibungen der fränkischen Landsorten basieren auf einer 17-jährigen Praxis im Anbau von Quitten und zeigen in ihren Details auf, dass sich gerade die heimischen Quittensorten nicht nur optisch von internationalen Populärsorten unterscheiden, sondern auch mit einem ganz individuellen Profil an Fruchteigenschaften, wie wir es von den bekannteren Quittensorten kaum noch kennen.

Marius Wittur, Quittenbauer

Fränkische Landsorten

Anfragen unter: info@haus-der-quitte.de
Abholung nach Reservierung: Haus der Quitte, Kirchgasse 2, 97332 Volkach

Ananasquitte von der Aisch

Typus: Cydonia oblonga var. pyriformis

Wuchs: aufrecht, lockerer Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: Mitte bis Ende Oktober
Fruchtgröße: großfrüchtig
Fruchtform: klassisch birnenförmig
Besonderheiten: Quittenduft mit Ananasnote

Astheimer Perlquitte

Typus: Cydonia oblonga var. pyriformis

Wuchs: aufrecht, lockerer Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: frühreifend, Anfang Oktober
Fruchtgröße: mittelgroßfrüchtig
Fruchtform: rund bis birnenförmig
Besonderheiten: weichfleischig, nur bedingt lagerfähig,
sehr lange Fruchtsprosse, Prädikat „Bayerns Ureinwohner 2008“

Bamberg Michelsberger Birnenquitte

Typus: Cydonia oblonga var. pyriformis

Wuchs: aufrecht, lockerer Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: Mitte Oktober
Fruchtgröße: großfrüchtig
Fruchtform: walzenförmig, mit spitz endendem Stielansatz
Besonderheiten: stark gefährdete Sorte, etwa 130-jähriger Mutterbaum am Michelsberg in Bamberg


Baumwollquitte

Typus: Cydonia oblonga var. maliformis

Wuchs: ausladend, dichter Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: Anfang bis Mitte Oktober
Fruchtgröße: mittelgroßfrüchtig
Fruchtform: apfelförmig, gerippt, mit verdicktem Stielansatz
Besonderheiten: reife Früchte mit schneeweißem Flaumpelz, gute Lagereigenschaften, sehr rustikaler Wuchs des Gehölzes, für raueres Klima geeignet



Fränkische Hausquitte

Typus: Cydonia oblonga var. maliformis

Wuchs: ausladend, dichter Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: Mitte Oktober
Fruchtgröße:  mittelgroßfrüchtig
Fruchtform: walzenförmig mit wulstigem Stielansatz
Besonderheiten: sehr harte Früchte mit wenigen oder keinen Kernen, über mehrere Monate lagerfähig, dicke Wachsschicht und feiner grauer Flaumpelz auf der Schale, Früchte noch im reifen Zustand mit einem grünen Schimmer




Honigquitte

Typus: Cydonia oblonga var. maliformis

Wuchs: ausladend, dichter Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: Anfang bis Mitte Oktober
Fruchtgröße: mittelgroßfrüchtig
Fruchtform: zwiebelförmig
Besonderheiten: sehr weiches Fruchtfleisch; hohe Fruchtzuckerwerte




Mostquitte

Typus: Cydonia oblonga var. maliformis

Wuchs: ausladend, dichter Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: Mitte bis Ende Oktober
Fruchtgröße: mittelgroßfrüchtig
Fruchtform: rund bis flachkugelig
Besonderheiten: braune Streifen auf den Früchten, sehr regeneratives Gehölz

Multiforma Frankonia aus Nordheim/Main

Typus: Cydonia oblonga var. maliformis

Wuchs: ausladend, dichter Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: Anfang bis Mitte Oktober
Fruchtgröße: mittelgroßfrüchtig
Fruchtform: bildet sehr unterschiedliche Fruchtformen aus, oft mit tiefen, kürbisähnlichen Rippen
Besonderheiten: weiches Fruchtfleisch, langsam wachsendes Holz

Quittenrenette von Castell

Typus: Cydonia oblonga var. maliformis

Wuchs: ausladend, dichter Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: Mitte Oktober
Fruchtgröße: kleinfrüchtig
Fruchtform: flachkugelig, mit tiefen Rippen
Besonderheiten: braun gestreifte Früchte, außergewöhnliche Fruchtform und -farbe, gute Lagereigenschaften

Rhöner Schnabelquitte

Typus: Cydonia oblonga var. maliformis

Wuchs: ausladend, dichter Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: Mitte bis Ende Oktober
Fruchtgröße: mittelgroßfrüchtig
Fruchtform: rund mit verdicktem Stielansatz oder "Schnabel"
Besonderheiten: an raues Klima angepasste Landsorte

Volkacher Riesenquitte

Typus: Cydonia oblonga var. pyriformis

Wuchs: aufrecht, lockerer Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: Mitte Oktober
Fruchtgröße: großfrüchtig
Fruchtform: oval-gedrungen
Besonderheiten: extrem bedrohte Sorte, letzter Busch 2019 gerodet, durch das Fränkische Quittenprojekt weiterveredelt und vor dem Aussterben bewahrt


Würzburger Goldquitte

Typus: Cydonia oblonga var. maliformis

Wuchs: ausladend, dichter Kronenaufbau
Reifezeitpunkt: Mitte Oktober
Fruchtgröße: kleinfrüchtig
Fruchtform: kugelrund
Besonderheiten: weichfleischig, hoher Fruchtzuckergehalt, leuchtend goldgelbe Farbe